Die gut organisierte Gründung einer SoLaWi rückt immer mehr in den Fokus: In den letzten Jahren boomt nämlich die Entstehung von solidarischen Landwirtschaftsbetrieben. Viele haben den Traum mit der Gründung einer SoLaWi besonders in der Nähe von Städten und Dörfern den Kontakt zwischen Verbraucher*innen und Erzeuger*innen herzustellen. Dabei geht es um die direkte Zusammenarbeit von Gemüse-Anbauer*innen und Konsument*innen. Die Vision steht für selbstbestimmte, solidarische Ernährungssicherheit und für die nachhaltige Bewirtschaftung von Ländereien.

Der Prozess zur Gründung einer SoLaWi beinhaltet viele Aspekte, an die gedacht werden muss: Organisation der Mitgliedschaft und Verwaltung der Anteile, Aufbau von Bewässerungssystemen und die Entscheidung, welche Gemüse-Sorten ins Sortiment kommen sollen.

Wir haben 5 Schritte ausgesucht, wie deine Gründung einer SoLaWi erfolgreich erfolgt:

1. Gründungsplan erstellen

Wer macht überhaupt mit und welche Gründungsmotivation wird von allen Beteiligten geteilt? Für die Gründung einer SoLaWi und einen erfolgreichen Betrieb sind gute Entscheidungsstrukturen notwendig, wie beispielsweise Konsensentscheidungen oder herkömmliche Mehrheitsentscheidungen. Gibt es hierarchische Strukturen oder flache Hierarchien? All diese Fragen gilt es idealerweise vor der Gründung zu klären.

2. Vernetzung suchen

Hol dir professionelle Beratung von Betrieben, SoLaWis und Berater*innen, die bereits wertvolle Erfahrungen im Rahmen der Gründung gemacht haben. Es gibt viele gute Plattformen, die Schritt-für-Schritt Anleitungen zur Gründung einer SoLaWi, effizientem Aufbau und Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Immer daran denken: Meistens hatte bereits jemand dieses Problem, vor welchem du gerade stehst!

3. Öffentlichkeitsarbeit

Macht auf eure SoLaWi aufmerksam! Bei der Öffentlichkeitsarbeit geht es vor allem darum, Konsument*innen in deinem näheren Umfeld auf den Betrieb und dein Angebot aufmerksam zu machen und Interesse zur Mitarbeit zu wecken! Trage deine Vision von solidarischer Landwirtschaft nach außen und vernetze Menschen, denen diese Vision ebenfalls am Herzen liegt.

4. Erste Bieter*innenrunde organisieren

Eine Bieter*innenrunde bietet dir eine erste Abschätzungsmöglichkeit, wie viel Geld überhaupt von allen Mitgliedern zusammenkommen wird. Das stellt einen zentralen Aspekt in der Planungssicherheit bei der Gründung einer SoLaWi dar. Außerdem ist eine Bieter*innenrunde hilfreich beim Ermitteln des Mitgliedsbeitrag. Hier kommt der solidarische Aspekt zum Ausdruck: Jene Mitglieder, die mehr bezahlen können und wollen, legen einen etwas größeren Betrag in die Kasse und ermöglicht einer anderen Person, die vielleicht gerade etwas weniger bezahlen kann, ebenfalls Mitglied zu werden.

5. Reflektion

Bleibt als Gemüse-Betrieb flexibel! Die Anpassung von unproduktiven Prozessen, konfliktreichen Entscheidungen und arbeitsintensiven Gemüsekulturen ist vollkommen legitim. Im ersten Jahr kann nicht immer alles glatt gehen! Entwickelt euch als Betrieb weiter, reflektiert in regelmäßigen Abständen eure Organisationsstruktur und werdet als Individuen und als Gruppe Teil dieses Prozesses. Eine gute Anbauplanung hilft außerdem dabei, Organisationsstrukturen effizienter zu machen und den Überblick über die Felder und Beete zu behalten.

Effiziente Prozesse bei der Gründung einer SoLaWi kann dem Betriebsalltag zum Fliegen verhelfen. Eine ganzheitliche Herangehensweise ist dabei auch wichtig: ein solidarisches Betriebskonzept macht noch nicht gleich eine nachhaltige und regenerative Bewirtschaftung des Bodens aus (Stichwort: Fruchtfolge, Mischkulturen, schonende Bodenbearbeitung). Und umgekehrt ebenso wenig! Eine ehrliche Diskussionskultur zwischen Konsument*innen und Produzent*innen, mit einem gemeinsamen Ziel: Partizipation und verbindliche Kontinuität beider Seiten.

Spannend ist beim Thema regenerativer Gemüsebau für solidarische Landwirtschaften insbesondere der Anfangsprozess. Wir haben uns dazu den Erfahrungsbericht der SoLaWi Wedesbüttel näher angeschaut.

Erfahrungsbericht von der SoLaWi Wedesbüttel:

Adelheid Hinze hat 2022 die SoLaWi Wedesbüttel gegründet. Wie so oft ist die Aufbauzeit sehr intensiv und mit diversen Herausforderungen verknüpft.

Von der ersten Bieter*innenrunde, um die Finanzierung sicherzustellen bishin zur Etablierung eines Bewässerungssystems musste an vieles gedacht werden, um eine  funktionierende regionale Versorgungs Partnerschaft zwischen Verbraucher*innen und Gemüsegärtner*innen zu etablieren, berichten die Gründerinnen Adelheid und Judith in diesem Artikel in der Wolfsburger Allgemeinen.

Laut Adelheid war auch der direkte Kontakt zwischen den beiden Seiten sehr wichtig, da nicht nur wöchentlich Gemüse geliefert wird,

sondern auch ein Lernprozess stattfindet! Wann wird welches Gemüse angebaut und welche Rezepte kann ich damit eigentlich zubereiten?

Ein umfassendes Interview mit Adelheid Hinze findest du hier:

  • https://www.my-good-ideas.de/zu-besuch-auf-der-solawi-wedesbuettel/
Referenzen und weiterführende Infos:

Faires & Nachhaltiges Bio-Gemüse | Solawi Wedesbüttel Meine. (n.d.). Solawi Wedesbüttel. https://wedesbuettel.wixsite.com/solawi

Handbuch Solidarische Landwirtschaft. https://www.solidarische-landwirtschaft.org/solawis-aufbauen/handbuch

Kooperationsstelle für Solidarische Landwirtschaft. https://www.solawi.ch/ 

Formen von Konsent – Aspekte der Entscheidungsfindung und Einwilligung. Von Dr. Michael Stemmer. https://www.oeffentliche-it.de/-/formen-von-konsent-aspekte-der-entscheidungsfindung-und-einwilligung